Kamingespräch mit dem Landrat

16. November 2023

Schon fast zur Tradition geworden ist das jährliche Kamingespräch zwischen Landrat Dr. Martin Sommer und Mitgliedern der Wirtschaftsvereinigung für den Kreis Steinfurt (WVS). In 2023 versammelten sich wieder zahlreiche Unternehmer*innen sowie Christian Holterhues, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Steinfurt mbH (WESt) und Tanja Naumann vom Jobcenter des Kreises Steinfurt im Kötterhaus des Kreislehrgartens. WVS-Geschäftsführer Heiner Hoffschroer begrüßte die zahlreichen Gäste, darunter auch Mitglieder des WVS-Vorstands.

„Seit einem Jahr hat sich eine Menge getan“, sagte der Landrat. Der Ukraine-Konflikt ist noch immer nicht beigelegt und im Nahen Osten entstand ein neuer Kriegsschauplatz. Welche Konsequenzen hat das für den Mittelstand? „Ich würde gern mal wieder auf ein ganz normales Jahr zurückblicken“, so Sommer, „doch wir leben in einer Zeit multipler Krisen.“ Lieferketten geraten weiter in Verzug, die hohe Inflation ist zurzeit glücklicherweise etwas zurückgefahren. Die Bedenken hinsichtlich hoher Flüchtlingszahlen und möglicher Stromausfälle, kurz „Blackouts“, sind groß, die Sicherheitslage der Bevölkerung ist ungewiss. „Schockstarre oder gar Resignation sind keine Option“, stellte der Landrat entschieden fest. „Wir müssen uns den Herausforderungen stellen.“

Eine funktionierende Wirtschaft, so betonte er ausdrücklich, sei für die Krisenbewältigung essenziell, sehr viel Geld fließe zurzeit in soziale Bereiche. Doch es gibt auch positive Nachrichten. Der Breitbandausbau im Kreis Steinfurt ist eine Erfolgsstory. Der Versorgungsgrad liegt derzeit bei 80 Prozent, bis in zwei Jahren wird mit nahezu 100 Prozent gerechnet. Deutschlandweit erreicht die Rate gerade mal 30 Prozent.

Sommer berichtete über das Projekt „Wirtschaftliche Resilienz im Kreis Steinfurt (WiReSt)“. Geplant ist, wie auf der Homepage der WESt nachzulesen, „die Entwicklung eines Frühwarnsystems in Form einer digitalen Plattform. Es geht darum, auch schwache Signale sich andeutender Wirtschaftskrisen und Lieferengpässe zu entdecken und mittels einer geeigneten, möglichst barrierefreien Art zu kommunizieren.“

Grundsätzlich sind aktuell zahlreiche Fördergelder abrufbar. Die WESt berät gern zu diesem Thema. „Nehmen Sie das Angebot wahr“, appellierte Sommer. Fachkräftemangel und eine überbordende Bürokratisierung bei der Antragstellung zu Projekten waren weitere Themen. Der Kreis Steinfurt investiert bedeutende Summen in die Bildungsinfrastruktur. „Bei der Rekrutierung von Fachkräften sind gute Ausbildungsbedingungen wichtig“, so der Landrat. Um dem Mangel an qualifizierten Arbeitnehmern zu begegnen, brauchen wir nicht nur Zuzug aus dem Ausland, sondern auch aus anderen Regionen Deutschlands“, hob er hervor. „Unser Kreis muss so lebens- und liebenswürdig bleiben, wie er bereits ist, damit sich junge Familien hier niederlassen.“ Daher müsse an entsprechender Bildungsinfrastruktur, Freizeitmöglichkeiten und Verkehrsanbindungen weiter gearbeitet werden. Unter anderem stehen die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Energie- und Mobilitätswende sowie Bevölkerungsschutz im Fokus. „Der Zusammenhalt in der Gesellschaft wird zunehmend wichtiger“, sagte Sommer. „Bislang verfügt der Kreis über eine gute Sozialstruktur und einen guten Zusammenhalt innerhalb der Bevölkerung, nicht zuletzt durch ein funktionierendes Vereinsleben.“ Deshalb würden das Ehrenamt gestützt und zahlreiche Preise ausgelobt. Insbesondere für die Wirtschaft gewinnt das Thema IT-Sicherheit zunehmend an Bedeutung. Vor dem Hintergrund zahlreicher Hacker-Angriffe gilt es, auch kleine Unternehmen dafür zu sensibilisieren. Auf diesem Sektor leistet die WESt Informationsarbeit, nicht zuletzt hinsichtlich der finanziellen Fördermöglichkeiten von IT-Sicherheitstechnik.

Beim Thema Baurecht und Genehmigungsprozesse gibt es nicht wenige Unsicherheiten. Durch langwierige Verfahren fehlt zu Investitionen geneigten Unternehmern die Planungssicherheit. „Es wäre hilfreich, wenn die Behörden ihren Handlungsspielraum öfter zugunsten der Unternehmen ausschöpfen würden“, sagte Hoffschroer.

Auf die Gesamtsituation der mittelständischen Wirtschaft blickend betonte der Landrat: „Wir sind noch an einem Punkt, an dem wir Handeln können, „aber wir können uns nicht mehr den Luxus leisten, auf Zeit zu spielen.

(Text: Rainer Nix, Fotos: Norbert Gaßner)