"Digitaler Hühnerstall" aus dem Kreis

Solche mobilen Hühnerställe werden von Laer aus in alle Welt ausgeliefert. Sie sind digital steuerbar und berücksichtigen auch das Tierwohl. WVS-Chef Heiner Hoffschroer (l.) und Laers Bürger- meister Manfred Kluthe (2.v.r.) sind ziemlich angetan, von dem, was ihnen die Verantwortlichen von Farmermobil, Welotec und L & W präsentieren. Foto: Hagel
Von Michael Hagel

KREIS STEINFURT. „Hallo Jan-
nik, kannst du mich hören?“
Dr. Stefan Sattler unterhält
sich gerade online mit Jannik
Schulze Pröbsting – der be-
findet sich gut 1400 Kilome-
ter entfernt auf einem Hof in
Litauen und hilft dort einer
Landwirtin, Hühner in einen
Farmermobil-Stall einzustal-
len. „Ja, sehr gut“, kommt es
aus Litauen zurück. Und
dann löscht Sattler kurzzeitig
das Licht in dem Stall in Li-
tauen – von Laer aus. Digital.
Es ist schon etwas Beson-
deres, etwas Neues, was drei
Unternehmen aus dem Kreis
Steinfurt, genauer: aus dem
kleinen Laer, jetzt auf den
Agrarmarkt geworfen haben:
mobile Hühnerställe für Le-
gehennen und Masthähn-
chen mit höchstem Automa-
tisierungs- und Digitalisie-
rungsgrad. Die Ställe würden
eine innovative, artgerechte
Tierhaltung garantieren, sagt
Farmermobil-Geschäftsfüh-
rer Dr. Stefan Sattler.
Grund genug für Heiner
Hoffschroer, Geschäftsführer
der Wirtschaftsvereinigung
Steinfurt (WVS), nach Laer
zu kommen und sich ge-
meinsam mit Laers Bürger-
meister Manfred Kluthe diese
Gemeinschaftsentwicklung
„Digitaler Hühnerstall“ mal
genauer anzuschauen. Denn
neben Farmermobil waren
auch die Firmen L & W Ma-
schinensteuerungs GmbH so-
wie Welotec involviert.
Das innovative Trio hat ei-
nen weltweit möglichen
Fernzugriff und Wartungszu-
gang auf die Ställe konzipiert.
„Das ist ein komplett auto-
matisiertes System“, sagt Satt-
ler. „Und das haben wir in
weniger als drei Monaten
entwickelt.“ So könne man
für die Kunden in aller Welt
sehr bald rund um die Uhr
das IT-Management machen.
Und natürlich verfüge der
Landwirt oder die Landwirtin
per Internet jederzeit über ei-
nen schnellen Zugang zum
System.
Zurück zur Live-Schalte
nach Litauen: Im dortigen
Sasnava steht seit Juli ein
Farmermobil-Hühnerstall für
2000 Legehennen. „Unser Ge-
flügelexperte Jannik Schulze
Pröbsting hilft vor Ort, damit
sich alles rasch einspielt“, er-
klärt Stefan Sattler.
„Unser Geflügelex-
perte Jannik Schulze
Pröbsting hilft vor
Ort, damit sich alles
rasch einspielt“
Dr. Stefan Sattler (Farmermobil) vor der
Live-Schalte nach Litauen
Und dann berichtet Jannik
live aus dem Stall, holt Bäue-
rin Kristina Kucinskiene da-
zu, die auf Englisch Grüße
nach Laer schickt und sich
sichtlich über den neuen
High-Tech-Stall freut.
Die Firma Farmermobil
gibt es bereits seit 2014, sie
möchte Landwirten „eine in-
novative und nachhaltige
Form der Tierhaltung mit be-
sonders hohem Tierwohl“ er-
möglichen, wie es Co-Ge-
schäftsführer Andreas Boden
formuliert. Aktuell beschäf-
tigt man 120 Mitarbeitende,
der Jahresumsatz betrug zu-
letzt gut 26 Millionen Euro.
Immerhin 365 Mobilställe
haben die Laerer bisher aus-
geliefert, zuletzt gut zehn in
der Woche.
„Aber der Markt ist noch
riesig“, weiß Stefan Sattler.
Denn erst etwa zehn Prozent
aller Ställe in Deutschland
seien Mobilställe. Die aber
bedeuten, weil sie flexibel
versetzbar sind, die Zukunft.
Die Böden können sich deut-
lich besser erholen, wenn die
Ställe nicht immer am selben
Fleck stehen. Und die
Farmermobil-Ställe bieten
auch mehr Platz für jedes
einzelne Tier. Bilder von
kranken Hühnern, wie man
sie aus der Käfighaltung ken-
ne, würde es bei den mobilen
Hühnerställen aus Laer nicht
geben, versichern Sattler und
Boden.
WVS-Geschäftsführer Hei-
ner Hoffschroer sprach dann
auch von einem „tollen Pro-
jekt, bei dem sich drei inno-
vative Unternehmen gefun-
den haben.“ Laers Bürger-
meister Manfred Kluthe
nannte die Mobilställe ein
„Leuchtturmprojekt im Kreis
Steinfurt und darüber hin-
aus.“ Hier sehe man die pro-
totypische Entwicklung vom
Start-up zum Big Business.
Drei Unternehmen aus Laer haben voll automatisierte und artgerechte Geflügel-Mobilställe entwickelt
„Digitaler Hühnerstall“ aus dem Kreis
Neue Technik, auch im Sinne des
Tierwohls: Hauptsache, dem Huhn
geht‘s gut. Foto: dpa