WVS feierte 50-jähriges Jubiläum und blickt optimistisch nach vorn

Rückblick

14. Oktober 2022

Der Austausch mit anderen Menschen ist ein soziales Anliegen, dem sich kaum Jemand entziehen kann. Auch in der Wirtschaft ist Kommunikation von entscheidender Bedeutung. „Die gemeinsamen Gespräche sind es, die dazu geführt haben, dass genau auf den Tag am 14. August 1972 in Rheine der „Industrieverein Steinfurt e.V.“ unter der Federführung von Apetito-Gründer Karl Düsterberg aus der Taufe gehoben wurde.“ Mit dieser griffigen Beschreibung eröffnete Claudia Börgel, Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung Steinfurt (WVS) am 14. August dieses Jahres die Feier des 50-jährigen Jubiläums. Rund 150 Mitglieder der WVS, wie die Gemeinschaft der Unternehmer seit 1999 heißt, waren ins Landhotel Altmann, Hörstel-Ostenwalde, gekommen, um ihr schlagkräftiges Netzwerk hochleben zu lassen. Als 350. Mitglied wurde die Firma „Woitzel Entsorgung“ aus Ibbenbüren offiziell die WVS-Familie aufgenommen. Birgit Woitzel und Sohn Linus nahmen die Urkunde entgegen. Mittlerweile haben sich weitere Unternehmen angeschlossen, das 400ste wird angepeilt. Mittlerweile ist das Unternehmernetzwerk offiziell als Marke eingetragen, was seine Bedeutung einmal mehr aufwertet.

Die Vorsitzende blickte fünf Jahrzehnte zurück. Waren das Zeiten, als ein Kilo Kartoffeln rund 50, ein Liter Benzin 57 Pfennig kosteten. Politisch gab es schon damals unzählige Baustellen, daran hat sich nichts geändert. Karl-Josef Laumann, NRW-Minister für Arbeit, Soziales und Gesundheit, war bei Kaiserwetter als Redner erschienen. Auch er erinnerte sich gut an das Jahr 1972, entschied er sich doch in jenem Jahr, Mitglied der „Jungen Union“ zu werden. Landrat und Festredner Dr. Martin Sommer steuerte ebenfalls Geschichtliches bei. Das Kreishaus in Burgsteinfurt wurde eröffnet und der Flugplatz Münster-Osnabrück (FMO), das münsterländer „Tor zur Welt“, ging an den Start.

Und doch war es keineswegs das Anliegen der Geburtstagfeier, nur in Erinnerungen zu schwelgen, sondern den Blick in die Zukunft zu richten. Börgel zitierte den us-amerikanischen Erfinder und Automobilpionier Henry Ford: „Zusammenkommen ist ein Beginn, zusammenbleiben ist ein Fortschritt, zusammenarbeiten ist ein Erfolg.“ Genau das wollten die WVS-Gründer: Als starke Vereinigung Sprachrohr der regionalen Wirtschaft sein, den Fortschritt in der Region fördern und zusammen Erfolge feiern. Die Wirtschaftsvereinigung wird dabei nicht rasten und schon gar nicht rosten. „Haben wir schon immer so gemacht und alles neumodischer Schnickschnack gibt es bei uns nicht“, hob Claudia Börgel hervor. Digitalisierung, Neue Medien, Netzwerke auch mit befreundeten Wirtschaftsverbänden über Landesgrenzen hinweg gehören heute zum Tagesgeschäft. Das Einzige, was sich nicht geändert hat ist miteinander zu reden“, so die Vorsitzende, „auf Augenhöhe, wertschätzend und ehrlich.“

Laumann bezeichnete den Kreis Steinfurt und das gesamte Münsterland als eine der großen wirtschaftlichen Rückgrade Nordhein-Westfalens. „Wir haben mit einer Arbeitslosenquote zwischen drei und vier Prozent, dass darf man sagen, im Kreis Steinfurt Vollbeschäftigung“, sagte der Minister. „Und das haben wir in erster Linie dem inhabergeführten Mittelstand zu verdanken.“ Eben dieser ist der Kern der Wirtschaftsvereinigung. Laumann sieht die WVS nicht nur als Wirtschaftslobby und Netzwerk, sondern auch als wichtigen regionalen Verband, der will, dass weiterhin eine breite Mittelschicht existiert. Das sei für die Demokratie des Landes wichtig.

Festredner Dr. Sommer bezeichnete die Gegenwart als „Vuca-Welt“, Aus dem Englischen übersetzt bedeutet die Abkürzung vuca so viel wie volatil (unbeständig), unsicher, komplex und ambivalent. „Das sind genau die Merkmale, die zunehmend für Unsicherheit sorgen“, hob Sommer hervor. Eben deshalb sei das Netzwerken der WVS so bedeutsam. „Es ist ein Geben und Nehmen und eröffnet die Möglichkeit der gegenseitigen Unterstützung.“ Die WVS, stellte der Landrat heraus, ist eine Interessenvertretung der heimischen Wirtschaft mit dem Ziel, die Anliegen der Mitglieder in Politik, Verwaltung, bei Institutionen und in der Öffentlichkeit durchzusetzen. Virtuelle Netzwerke hätten während der Pandemie bei der Wirtschaftsvereinigung an Bedeutung gewonnen. Auf diese Weise Sei es möglich, Kontakte von jedem Ort aus kostenlos zu knüpfen und aufrecht zu erhalten. Der Landrat hob jedoch ebenso die Bedeutung von Präsenzveranstaltungen hervor. „Manche Gespräche lassen sich nur im direkten Kontakt führen, um Vertrauen aufzubauen.“ Seine Prognose: „Wir werden in Zukunft sowohl digitale als auch Präsenzveranstaltungen durchführen, ich denke auch, dass sich ganz neue Dimensionen des Netzwerkens entwickeln.

„Reden Sie mit uns“, appellierte WVS-Geschäftsführer Heiner Hoffschroer an die politische Ebene, „Wir sind für alles offen.“ Die Wirtschaftsvereinigung sei froh, mit Dr. Sommer einen verlässlichen Landrat im Kreis Steinfurt zu wissen. „Nehmen Sie die Wirtschaft mit, wir stehen bereit und bleiben mit dem Kreis im Dialog.“

(Text und Fotos: Rainer Nix)